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Nächtlicher Reizhusten – AGGROALARM

18. Oktober 2015

Reizhusten

Liebe werdenden Mütter und Väter…

wenn ihr wissen wollt, wie die Nächte mit einem Säugling sind… oder wie sich Schlafmangel inklusive Schreiterror anfühlt… dann leiht euch einfach ein Kind mit Reizhusten aus. Im Grunde genommen könnt ihr jedes Kind mit Husten nehmen. Medizinisch bzw. anatomisch ist es nämlich so, dass der Husten vor allem Nachts kommt. Das will ich jetzt gar nicht weiter erklären, da meine Grenze des Erträglichen längst erreicht ist und ich jede weitere Beschäftigung mit dem Thema als Schlag gegen den Kopf empfinde.

Reizhusten ist scheisse. Eigentlich ist er noch schlimmer.. aber mir fällt kein so richtiges Wort ein, was diesen Horrorzustand am besten beschreibt. Da begleitet man das aktive kleine Duracellkind in den Schlaf, schleicht sich heimlich aus dem Zimmer und setzt sich vor den Rechner. Fünf Minuten später geht das Babyphone an, es hustet. Einmal, zweimal. Das Kind plärrt und hustet in einer Tour. Man hechtet runter, nimmt das Kind auf den Arm und schunkelt es in den Schlaf. 10 Minuten später geht der Dreck von vorne los. Dieses mal ist die Intensität aber so stark, dass das Kind einen Schwall erbricht. Natürlich hat man in diesem Moment NICHT die Kotzschale zu Hand, so dass alles auf einem selbst oder eben auf dem Bett landet. Selbstverständlich läuft die Suppe quer, so das Kissen, Bettdecke und Laken betroffen sind. Und weil das Zeug so flüssig ist, ist es im Nu in die Matratze gelaufen. Herrlich. Mit noch hustendem Kind auf dem Arm hockt man also auf dem Bett während der Partner notdürftig alles abzieht und neue Wäsche herbei karrt.

Die Abendgestaltung ist natürlich gelaufen… irgendwann kapituliert man und geht erst gar nicht mehr in Richtung Glotze, da das Kind nur in aufrechter Position auf dem eigenen Schoß endlich Ruhe gibt. Der Sound des kleinen Kinderkörpers ist brutal. es rasselt, blubbert und pfeift. Mein Mitleid ist zu Beginn des Hustenhorros noch groß. So viel sei gesagt: in der Nacht nimmt der Mitleidlevel rasant ab und ist irgendwann weg. Komplett. Jedenfalls reicht der Partner eine Zahnbürste und man putzt sich die Zähne im Bett, da man ja nie wieder die Spaßebene – sprich Wohnzimmer und Co. – erreichen wird. Achtet bitte darauf, dass eure Handys geladen sind. Ohne Internet und Co. wäre ich schon eigegangen.

Nach etwa 32528 Stunden kann man das Kind dann wieder ablegen. Natürlich hat man aus 5 Kissen einen entsprechenden Berg gebaut, in der Hoffnung dem Husten etwas entgegen zu setzen. Haha. Das Kind kullert entweder nach rechts oder links herunter. Das vom Papa eilig geschnittene Zwiebelsäckchen treibt einem derweil die Tränen in die Augen und man fühlt sich wie in einem indischen Restaurant. Es stinkt, und zwar höllisch. An dieser Stelle sei angemerkt, dass der Geruch auch nach 2 Tagen lüften nicht weg geht. Ab dem dritten Tag wird es besser, erträglich ist aber anders.

Nachts hustet das Kind gerade dann wieder, wenn man gerade eingeschlafen ist. Im eigenen Bett schlafen? Wäre fatal… Aufstehen, hin und her laufen… no way! Also bleibt man gleich neben dem Kind liegen und lässt sich fein säuberlich anhusten. Hin und wieder landet ein feuchtes Etwas auf dem eigenen Gesicht, was man eilig weg wischt. Was es ist will man besser nicht wissen. Kaum schläft das Kind wieder, arbeitet man sich selbst wieder mühsam in den Schlaf. Natürlich beginnt dann der Kreislauf des Grauens von vorn – Kind hustet, einmal, zweimal.. es wird ein richtiger Anfall.. und so weiter und so fort.

Nach spätestens zwei schlaflosen Nächten, die im absoluten Zombie-Modus enden, googelt man eifrig nach Methoden um diese Attacken zu verhindern. Man hängt also feuchte Wäsche auf, verteilt so Inhalatzeug auf einem heißen Geschirrhandtuch, das Zwiebelsäckchen und die erhöhte Lage hatte ich ja schon erwähnt. Und wisst ihr was? Es hilft nix… gar nichts! Der Mist in den kindlichen Lungen muss nämlich allein wieder weg gehen. Ich hatte in all den schrecklichen Hustennächten nie das Gefühl, dass irgendwas davon helfen würde. Das Kind kotzte sich vor Husten trotzdem die Seele aus dem Leib.

Wir Eltern jedenfalls bewegen uns anschließend tagsüber nahe am Rande es Wahnsinns. Wir vergessen PIN-Nummern, lassen Dinge anbrennen, schlafen irgendwo ein und sind auch sonst nicht wirklich Herr unserer Sinne. Wir vegetieren vor uns hin, während auch das Kind nicht ganz auf der Höhe ist. Wir versuchen uns bis zum Mittagsschlaf zu hangeln… aber auch hier bekommt das Kind nach 5 Minuten einen Anfall und wird wieder wach. Im Gegensatz zur Nacht schläft es nicht wieder ein und meint, direkt wieder aufstehen zu müssen. Während dessen hilft uns nicht mal mehr Camouflage.. unsere Augenränder hängen irgendwo am Kinn und verfärben sich schrecklich. Wir sind müde, so fucking müde.

Beim Arzt waren wir natürlich auch.. Doch auch der kann bis auf Inhalation und Hustensaft nix machen.. Er schließt noch fix ne Lungenentzündung aus und bestellt uns für die kommenden Tage wieder ein. In die Kita kann das Kind natürlich auch nicht. Und so hangeln wir uns von Tag zu Tag.. von Nacht zu Nacht… Bevor unsere Nervenenden vollends absterben, erreichen wir in Nacht 3 oder 4 einen ganz schrecklichen Aggrolevel. Wir finden unser Kind plötzlich ziemlich ätzend und brüllen es auch schon mal im Halbschlaf an, es solle diese Husterei bitte lassen. Wir unterstellen dem Kind böse Absichten und träumen von einem Leben ganz ohne Kinder. Wir erinnern uns plötzlich an diese entspannten Sonntage auf der Couch, an lange und ausgedehnte Mittagsschläfchen… an ausgiebiges Essengehen… und dann holt uns die Realität wieder ein. *hust hust hust*… unser Kind ist nur noch der „nächtliche Reizhusten“. Es ist nicht mehr niedlich, nicht mehr süß und auch das „Mama lieb haben“ rettet uns nur durch die halbe Nacht. In der anderen Hälfte bekommen wir auch schon mal einen Heulkrampf vor Erschöpfung und boxen ins Kissen.

Irgendwann hört die Scheiße auf… ganz langsam … ganz zäh. Es dauert… gefühlt 3 Trillarden Jahre. Und das Kind ist plötzlich 2 Wochen ohne Husten… und dann… na, erraten? Genau.. geht das Spiel von vorn los. Viel Spaß! Habe ich schon erwähnt, dass so eine Reizhustenattacke gerne mal ein bis drei Stunden dauert?

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  • Christine / Villa Schaukelpferd 20. Oktober 2015 at 12:47

    Liebe Kathi,

    ich drücke dich mal, wenn du magst!
    Ich hatte ja schon gedacht, dass die wochenlange Husterei unseres Ältesten einem echt die letzten Nerven rauben kann – bis ich deinen Bericht gelesen habe. Kotzattacken und drei Stunden Husten am Stück kommen hier (bisher) zum Glück nicht vor. Trotzdem sind wir hier inzwischen auch alle je nach Tages(und Nacht-)Form unendlich genervt, abgespannt und dauermüde. Aber wem erzähle ich das…Ich wünsche euch, dass alles gaaaanz schnell und endlich vorübergeht und ihr euch im Nachhinein schon gar nicht mehr an die grausamen Stunden erinnern könnt.

    *Hust* *Hust*
    Christine

    • kathi 25. Oktober 2015 at 22:02

      Danke :*

  • 2 Jahre & 19 Wochen – Rückblick | Kullerkind 16. November 2015 at 06:18

    […] da ist er wieder! Der Reizhusten… ich hatte hier schon mal über nächtlichen Reizhusten geschrieben und wie sehr er einen an den Rand der Verzweiflung treiben kann. Kaum war das Kind […]

  • Valeska 16. April 2016 at 12:36

    Unser einjähriger Knopf macht gerade das gleiche durch und da bin ich auf den Blogeintrag gestoßen. Es ist „gut“ zu wissen, dass wir nichts tun können.

  • Kati 28. September 2017 at 02:24

    Da sitze ich hier, nachts 2.24 Uhr, mit hustendem Kind und 5% Akku, und lese deinen Text…