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Tragen bis der Schulbus kommt…

20. Dezember 2017

Das Kindlein ist ein Tragekind. Keine Frage. Ja, sie ist. Keine Vergangenheit… nix „sie war“. Und das, obwohl sie bereits vier einhalb Jahre ist. Ja, ich trage sie hin und wieder immer noch. Ich musste dem Tragen im Kleinkindalter jetzt einfach mal einen Blogbeitrag widmen… ich lese und sehe dazu echt wenig. Gefühlt ist die Grenze immer so bei zwei Jahren. Da sind wir ja schon weit drüber. Und weil ich zeigen möchte: hey, es geht auch noch viel länger… muss ich darüber einfach schreiben. In unserem letzten Urlaub im September standen wir nämlich wieder vor der Trage: Tragen, ja nur wie? Ich habe das ganze Internet nach Tragen für ältere Kleinkinder durchforstet, bin aber nicht wirklich fündig geworden. Unser Ergebnis könnt ihr weiter unten lesen. Nur so viel: es ist machbar für eine gewisse Zeit. Wir haben ja hier eher ein Leichtgewicht – etwa 15 kg mit 4 1/2 Jahren. So wird es nicht so schnell anstrengend oder sogar anstrengend für uns Eltern. Bevor ich nun dazu komme, wie wir sie gerade im letzten Urlaub von A nach B geschleppt haben… kurz noch einmal von vorn:

Bei Mama auf dem Rücken – Strand: Playa de Muro – Land: Spanien – Insel: Mallorca

Das Kindlein wurde geboren. Ich hatte den weltschönsten Kinderwagen von Emmaljunga gekauft und damit ziemlich viel Kohle verprasst. Viel ist fast noch untertrieben. Bei manch‘ einem Autohändler wäre ich mit dem Budget wohl fündig geworden. Verrückt. Nach wenigen Wochen signalisierte uns das Kindlein bereits deutlich, dass es von einem Kinderwagen nicht viel hält. Es schrie, brüllte und wedelte mit den niedlichen Minispeckärmchen. Es schrie wirklich den ganzen Wald zusammen.. Äste fielen, Menschen drehten sich nach uns um und immer und immer wieder die Frage: „Was hat sie denn bloß?“.

Zu Beginn konnte ich die Frage selbst nicht beantworten… wobei es nach kurzer Zeit auf der Hand lag: das Kindlein fand den Kinderwagen einfach ziemlich blöd. Plan B musste her. Ich hatte schon seit etwa Mitte der Schwangerschaft eine Manduca im Schrank liegen, die dann auch recht schnell zum Einsatz kam. Viele Gespräche mit der Hebamme und einige Zeit bei google und Co. später war klar: ist jetzt für ein Neugeborenes auch nicht so die ideale Tragehilfe. Trageberaterinnen schlagen bei frischen Neugeborenen in der Manduca gerne mal die Hände über dem Kopf zusammen. Nach einiger Recherche verstand ich auch weshalb. Fazit: ich habe mir ein Tragetuch zugelegt. Nun ja. Den ersten Versuch startete ich mit meiner Hebamme. Ergebnis: Kind saß toll darin, genoß es sichtlich und ich fühlte mich frei und beweglich. Den nächsten Trageversuch startete ich allein. Was soll ich sagen? An dem Tag loderte der Kamin und ich war so wenige Millisekunden davor, das Tuch (natürlich ohne Kind) in den Kamin zu pferffern und es dort jämmerlich zugrunde gehen zu lassen. Ich heulte und rief meine Schwester zur Hilfe. Zusammen schafften wir es irgendwann. Aber die Prozedur fand das Kind natürlich auch nicht so berauschend und schrie nach spätestens 5 Minuten das ganze Haus zusammen. (An dieser Stelle ein Halleluja an unser Eigenheim – nicht auszudenken was mögliche sehr nahe Nachbarn gedacht hätten.)

Bei Papa auf dem Rücken – unter anderem Playa de Coll Baix, Parc Natural de Mondrago, Boquer Valley

Nach einigen Versuchen wurde es deutlich besser und es war klar: die Routine macht den Meister. Nach einigen Wochen konnte ich die Bindetechnik im Schlaf, wo immer wir waren, das Tragetuch war dabei. Ich glaube ich habe das schon einmal verbloggt, aber es wiederhole es gern: es gab einen Tag, an dem wir mit Kind ins Shopping-Center fuhren und erst auf der Autobahn merkten, dass wir das Tragetuch vergessen hatten. Ich bekam einen halben Herzinfarkt und wollte umdrehen. Ihr seht die Bedeutung von unserem Tragetuch. Das Kind lebte darin. Es liebte das Tragetuch, wir liebten das Tuch. Ohne das Tuch hätte ich gefühlt den ein oder anderen Tag nicht geschafft.

Nun ja, einmal angefangen entwickelte sich das Tragen wie gesagt ganz schnell zu einem Selbstläufer. Wir trugen das Kind einfach immer und überall. Rückblickend gesehen, hat sie wohl den Großteil ihrer ersten beiden Lebensjahre im Tuch und später in der Manduca verbracht. Und auch danach wurde es quasi nur semi weniger. Mit 10 Monaten laufen, aber danach nur noch getragen werden. Ja ja, das sind mir die Richtigen. Mit etwas über 2 1/2 haben wir uns dann eine größere Rucksacktrage zugelegt. War auf jeden Fall eine gute Investition. Rucksack mit Sitzplatz fürs Kind. Vor allem im Urlaub war das sehr angenehm.

Im Urlaub sind Tragen für uns unabdingbar. Wir wandern gerne kleine Strecken so um die ein bis vier Kilometer bis zu einem Highlight. Das Kindlein läuft so etwas in der Regel eher weniger. Hinzu kommen oft Lustlosigkeit und vor allem: Müdigkeit. Das Hauptproblem Nummer 1. Man kann diese Phasen leider nicht immer zu 100% abpassen. Die Folgen können bei Kindern ja ziemlich verheerend sein: Grummeligkeit bis zum Ausrasten. Für alle Seiten. Das Kind knatscht sich durch den Tag und wir Erwachsenen drehen alle durch. Jeder hat einen Ratschlag, jeder weiß es besser. Letztlich hilft bei uns ja auch nur eines: schlafen. Danach geht es besser. Und das geht unterwegs in einer Trage nun mal am besten. Was natürlich im Urlaub auch nicht unwichtig ist: Sicherheit. Wir wandern ja sehr gerne unwegsames Gelände und auch an etwas tieferen Schluchten entlang. Da ist es mir lieber wenn das Kind auf dem Rücken, anstatt nur an der Hand läuft. Ob das jetzt sinnvoll ist oder nicht – keine Ahnung. Aber ich habe zumindest ein sicheres Gefühl, wenn ich sie ganz fest bei mir am Rücken spüre.

Bei Papa auf dem Rücken vor der Playa des Coll Baix

Nun fragt man sich ja vor allem: Tragen mit vier Jahren? Welche Trage nehme ich denn da am besten? Die Kraxe war für uns da nicht mehr optimal. Man tendierte immer sehr dazu, das Teil noch total zu beladen, so dass es mit Kind zusammen einfach viel zu schwer wurde. Wir tragen also seit sie etwa drei Jahre ist fast ausschließlich mit der Manduca. Auf dem Rücken versteht sich. Alles andere wäre viel zu schwer. Mittlerweile sitzt das Kindlein – unschwer auf den Bildern zu erkennen – fast wie im Spagat am Rücken. Unabdingbar für uns und auch für das Kindlein mittlerweile: Der Stegverbreiter für die Manuca. Tragezubehör findet ihr übrigens unter anderem in meiner Verlinkung. Die Manduca ist ja schon aus angenehmen Stoff und ich hatte nie das Gefühl, dass das Ding in irgendeiner Art und Weise in die Beinchen einschneiden würde. Allerdings hing sie schon etwas schief drin und es sah nicht wirklich bequem aus. Also investierte ich letztlich doch die paar Taler in das Teil und wurde nicht enttäuscht. Die „Installation“ (wenn man das so nennen kann) war kinderleicht und das Kindlein hat dadurch auf jeder Seite wirklich etliche Zentimeter gewonnen. Sie sitzt deutlich besser und die Beine baumeln nicht mehr so seitlich durch die Luft.

Und wisst ihr was? Sollte irgendwann Mal Nummer zwei bei uns einziehen… dann freue ich mich unter anderem am meisten auf das Tragen. Ich liebte und liebe es. Das Mäuschen so nah bei mir zu haben, auch heute noch. Es gibt ihr und auch uns ein unheimliches Gefühl von Sicherheit, Nähe und natürlich gaaaanz viel Liebe. Bisher hatten wir dadurch nur Vorteile – in jeglicher Hinsicht. Hach, was wäre es schön, diesen Weg noch einmal gehen zu dürfen.

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  • Julia 22. Dezember 2017 at 08:04

    Danke für den Tipp mit der Steg-Erweiterung, wusste gar nicht, dass es sowas gibt. Das müssen wir in diesem Fall dringend haben, denn auch unsere Grosse (3,5 und zum Glück auch ein Fliegengewicht) wird noch gerne getragen. Und da Mini (1,5) auch schon läuft (natürlich noch nicht so lange), brauchen wir Tragehilfen, die für beide Kinder passen und trotzdem wenig Platz benötigen. Mit Sling für Mama und Manduca für Papa geht das aktuell gut, aber eben, die Manduca sitzt schon recht suboptimal. Wenn das bequemer geht und flexibel einsetzbar ist, wäre das wirklich toll.

    LG, Julia